Zeit für Lösungen

In der Tarifrunde 2021 für die Metall- und Elektro-Industrie (M+E) stehen die Unternehmen vor besonderen Herausforderungen: Nach Rezession und Corona-Krise hat sich die wirtschaftliche Erholung seit dem historischen Tief im April 2020 verlangsamt. Die M+E-Produktion liegt noch rund 14 Prozent unter Vorkrisenstand von Ende 2018. Vor allem durch den Einsatz teurer Kurzarbeit konnten die Betriebe den Stellenverlust jedoch auf zuletzt -2,5 Prozent begrenzen. 

Aber wie lange reicht die Kraft noch? Die meisten Unternehmen werden für eine Rückkehr zum Normalniveau mindestens bis 2022 brauchen oder können noch gar nicht absehen, bis wann das der Fall sein wird. Und selbst dann steht fest: Das waren mindestens drei verlorene Jahre, die nun beim Strukturwandel fehlen.

Klar ist: Es ist jetzt Zeit für Lösungen in dieser Tarifrunde – nicht für Streiks. Deshalb haben die M+E-Arbeitgeber einen Vorschlag zu einer schnellen Tarifeinigung gemacht, der Zuversicht inmitten der Krise gibt: Er unterstützt die Betriebe dabei, Jobs zu sichern und die Umbrüche durch Strukturwandel und Digitalisierung zu meistern. Für die Mitarbeiter bedeutet der Vorschlag verlässliche Planbarkeit. Mehr dazu in dieser Ausgabe.

„Rascher Abschluss zeigt Zuversicht“

Dr. Stefan Wolf, 59, ist Präsident des Arbeit­geber­verbandes Gesamtmetall und Vorstandschef des schwäbischen Automobilzulieferers ElringKlinger.

Die Arbeitgeber verhandeln seit Mitte Dezember mit der IG Metall. Die hat bereits Aktionstage und Warnstreiks angekündigt – zu Recht, wenn es nicht vorangeht, oder?

Dass es in diesem Jahr nichts zu verteilen gibt, weil den Firmen das Geschäft weggebrochen ist, das merken unsere Mitarbeiter doch selbst. Wir sind noch sehr weit von dem Niveau entfernt, auf dem wir vor Rezession und Corona-Krise schon waren. Und erst, wenn wir wieder da sind, haben wir echtes Wachstum. Mit Warnstreiks erreichen wir das sicher auch nicht schneller. 

Was bieten die Arbeitgeber denn an?

Wir haben erklärt, dass wir trotz der unsicheren Lage bereit sind, in Vorleistung zu gehen: Im kommenden Jahr kann es mehr Geld geben. Aber wir reden ja auch über die Fragen von Beschäftigungssicherung und Strukturwandel. Erst wenn wir da Einigkeit erzielt haben und wissen, welche Kosten damit verbunden sind, können wir über Geld reden.

Sie haben demnach kein Verständnis für die Warnstreiks … 

Nein, habe ich nicht. Und viele Beschäftigte unserer Branche sicher auch nicht. Wir alle haben ganz andere Sorgen. Überall herrscht Verunsicherung, zum Teil sogar Angst. Da haben wir doch die Verantwortung, mit einem raschen Abschluss Beschäftigten und Unternehmen Ruhe und Zuversicht zu zeigen. Wir müssen zusammen anpacken. Krawall nur um des Krawalls Willen ist so ziemlich das Letzte, was die Menschen gerade gebrauchen können.

Worauf es jetzt ankommt

Betriebe stärken – Einbruch aufholen

Aufgabe:
Die M+E-Industrie ist noch längst nicht auf Normalniveau: Bei 86 Prozent der Betriebe ist die Produktion weiter eingeschränkt. Beinahe jeder dritte kann nicht absehen, wann der Corona-Einbruch aufgeholt ist. Andere spüren keine Einschränkungen. Ein Tarifvertrag muss diesen Unterschieden gerecht werden. 
 

Lösung:
Die M+E-Beschäftigten wurden immer fair am Wachstum beteiligt. Das wird auch künftig so sein, betonen die Arbeitgeber. Doch dafür muss die Metall- und Elektro-Industrie erst einmal wieder zurück zu echtem Wachstum. 


Wichtig ist, dass Unternehmen – je nach Auftragslage – entlastet werden können. Dazu wollen die Arbeitgeber Regeln schaffen, die für alle Beteiligten klar, offen und fair sind. Am einfachsten geht das durch automatische Anpassungen anhand wirtschaftlicher Kennziffern.

Quellen: Gesamtmetall, Befragung von 1.741 M+E-Unternehmen, 1 / 2021; Arbeitskosten international: IW; z. T. Rundungsdifferenzen

 

 

 

 

Jobs sichern – keine Zeit verlieren

Aufgabe:
Obwohl nicht ausgelastet, tun die M+E-Betriebe alles, um Jobs zu halten: So liegt die Produktion aktuell immer noch um 14 Prozent unter dem Stand von 2018, die Beschäftigung aber nur um 2,5 Prozent. Dafür setzen viele Unternehmen die teure Kurzarbeit ein – in der Spitze für mehr als 1,5 Millionen Mitarbeiter. So mancher Firma geht aber die Luft aus, Kündigungen nehmen zu. Umso wichtiger ist es, dass der Tarifabschluss Signale gegen Verunsicherung und Zukunftsangst gibt.  

 

Lösung:
In der Tarifrunde 2020 war den Tarifparteien die Jobsicherung wichtiger als Entgeltsteigerungen. Auch deshalb gab es für den Abschluss viel Zustimmung von Unternehmen und Mitarbeitern. 

Jobs zu halten, muss das oberste Ziel bleiben. Das stärkt auch die Konjunktur am besten: Größere Anschaffungen tätigen Menschen, wenn sie sicher sind, dass sie ihren Arbeitsplatz behalten. Die M+E-Arbeitgeber wollen deshalb rasch einen Tarifabschluss erreichen, der den Betrieben Spielräume gibt, um Beschäftigung zu sichern.

Mehr Geld – Verlässlichkeit schaffen

Aufgabe:
An den Erfolgen bei M+E werden die Mitarbeiter fair beteiligt: Seit 2018 gab es 8 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten. Mit im Schnitt rund 60.000 Euro pro Jahr sind die Verdienste weltweit top. Die Arbeitszeiten liegen dagegen am unteren Ende der Skala. So entstehen Arbeitskosten pro Stunde, die immer weniger Kunden bezahlen wollen – erst recht in der Krise. Doch auch jetzt soll Berechenbarkeit beim Entgelt entstehen.  


Lösung:
Spielraum für mehr Geld besteht wieder, wenn der Einbruch aufgeholt und der Normalzustand erreicht ist. Noch dauern die wirtschaftlichen Unsicherheiten aber an. 


Daher setzen die M+E-Arbeitgeber auf eine Laufzeit des neuen Tarifvertrags über 2022 hinaus: Nach einer Einmalzahlung im ersten Halbjahr 2022 sind sie zu einer Erhöhung der Entgelttabellen im zweiten Halbjahr bereit. Daraus spricht die Zuversicht, dass viele M+E-Betriebe ab 2022 zurück zur Normalität finden. 

 

 

 

 

M+E im Umbruch – Wandel meistern

Aufgabe:
Neben Corona-Krise und Rezession bleibt der Strukturwandel die Herausforderung für alle M+E-Betriebe, gleich welcher Branche. Neue Geschäftsmodelle entstehen, neue Produkte, neue Wertschöpfungsketten. Die Unternehmen müssen daher viel mehr als sonst investieren. Mitten in der Krise ist das besonders schwer. Und auch Arbeitsplätze werden sich verändern. 


Lösung:
Die M+E-Industrie hat schon aus vielen Herausforderungen Erfolge gemacht. Das wollen die Arbeitgeber auch jetzt erreichen. 

Der Strukturwandel wird zwar manche Tätigkeiten überflüssig machen und andere verändern – aber ein erfolgreicher Wandel bedeutet eben auch, dass neue Arbeitsplätze entstehen. Das geht nur durch Erfolg am Markt: durch die besten Produkte, kurze Lieferzeiten, Top-Service, einen wettbewerbsfähigen Preis. Dafür muss der Tarifabschluss 2021 den M+E-Unternehmen genug Beweglichkeit bieten.

M+E-Konjunktur: Es gibt viel aufzuholen

Die wirtschaftliche Lage bei M+E bleibt schwierig. Aktuelle Daten zur Branchenkonjunktur.

 

Quiz

Spitze bei Kosten

Die Arbeitskosten am M+E-Standort Deutschland liegen weltweit an der Spitze. Wie hoch waren die Arbeits­kosten je Stunde im Jahr 2019? Nennen Sie uns den richtigen Wert und gewinnen Sie einen der nebenstehenden Preise. Wir wünschen viel Glück bei der Verlosung.

 

1. Preis Digitalradio made in Germany mit kräftigem Sound und vielen Anschlüssen.

2.–5. Preis  Schlingen­trainer-Set für die Fitness im Frühjahr.

 

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IW Medien GmbH
Stichwort: M+E-QUIZ
Postfach 10 18 63 · 50458 Köln

Spielregeln: Teilnahmeberechtigt sind alle Leser der M+E-Zeitung. Eine Teilnahme über Gewinnspielclubs oder sonstige gewerbliche Dienstleister ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden unter allen richtigen Einsendungen ausgelost. Einsendeschluss ist der 16. April 2021. Es gilt das Datum des Poststempels. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.